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Erzähl mir eine Geschichte – Storytelling I

Wieder so ein Schlagwort, das momentan in aller Munde ist, werden Sie denken: Storytelling! – Da wird doch jede Woche eine andere Sau durchs Dorf getrieben. Hier erfahren Sie, warum Storytelling eine gute Methode ist, um Wissen weiterzugeben und wieso unser Gehirn auf Geschichten so gut reagiert.

So brandneu ist die Idee, dass wir Erzähltes eingängiger finden als Daten und Fakten nicht. Es lässt sich sogar belegen, dass der Mensch ein „homo narrans“, ein Geschichtenerzähler ist. Schon vor 100.000 Jahren gaben sich die ersten Menschen Wissen über ihre Sippen, ihre Jagdgründe, Freunde und Feinde mit Hilfe von  Erzählungen weiter. Wir kennen alle Mythen, Sagen und Märchen, die komplexes kulturelles Wissen in Geschichten verpackt weitergeben.

Glückshormone

Wir erzählen nicht nur gern Geschichten, unser Hirn verarbeitet – wie zahlreiche Experimente zeigen – emotionale Geschichten auf besondere Weise. Immer dann, wenn wir emotional stark beteiligt sind, werden Botenstoffe in unserem Körper ausgeschüttet: Dopamin steigert unsere Konzentration, befördert die Motivation und unterstützt unsere Erinnerungsfähigkeit. Schon ein spannender Krimi reicht, um uns diesen Regelkreislauf erfahren zu lassen.

Denken Sie jetzt an ein wirklich trauriges Ereignis, das Sie betroffen gemacht hat: Berichte von  Hungerkatastrophen, Erdbeben und Überschwemmungen. Diese Geschichten werden eher unser Mitleid hervorrufen. Oxytocin durchflutet uns und lässt unser Vertrauen wachsen. Unsere Bindungsfähigkeit wird erhöht – ein gutes Gefühl! Endorphine spielen bei der Verarbeitung von Geschichten auch eine nicht  unbedeutende Rolle. Unsere Kreativität wird angeregt, wir sind entspannter und eher geneigt zu lachen. Auch dies können Sie im Selbstversuch leicht herausfinden.

Auch Psychologie und Neurowissenschaften haben sich der Frage, wie Geschichten verarbeitet werden angenommen: Geschichten haben einen wundersamen Zugang zu unserem Gehirn und bleiben um ein Vielfaches besser in Erinnerung als Argumente, Daten, Zahlen und Fakten, mit denen wir gemeinhin unsere Präsentationen und E-Learnings füllen.

Experimente

2009 führten diese Erkenntnisse zu einem interessanten Experiment. Ein Journalist, Rob Walker, kaufte im Internet 200 Artikel für etwa 130 Dollar. Er bat Autoren, sich für jeden dieser Artikel eine kleine Geschichte auszudenken. Zusammen mit diesen Geschichten wurden die absolut alltäglichen, zum Teil kaputten Artikel nun wieder im Netz angeboten. Jetzt erlösten diese 200 armseligen Artikel, die für weniger als einen Dollar eingekauft worden waren, sage und schreibe 8.000 Dollar!

Emotionale Geschichten haben direkten Zugang zu unserem Gehirn und werden viel einfacher erinnert. In einer Studie wurden zum Beispiel Zeitzeugen zu ihren Kriegserlebnissen befragt. Einige „Erinnerungen“ ließen sich auf Szenen in berühmten Spielfilmen zurückführen. Eine andere Studie belegt, dass nach einem mehrstündigen polizeilichen Verhör in der Versuchsanordnung, erwachsene Menschen überzeugt waren, ein frei erfundenes Verbrechen begangen zu haben.

Storytelling und digitales Lernen

Storytelling ist eine Rückkehr in die Zukunft des Lernens und kann in seiner Wirksamkeit gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Durch die emotionale Beteiligung wird das Abspeichern von Gelerntem verbessert und die Motivation der Lernenden gestärkt.
Gerade digitale Lernformen mit ihren medialen Möglichkeiten sind geeignet, sich dieser Methode der Wissensvermittlung zu bedienen.

Wie genau man von den Zahlen, Fakten und Argumenten zu einer guten Story kommt, welche Strukturen geeignet sind und wie Storytelling in der Praxis funktioniert, das ist Thema eines weiteren Blogs.

Bleiben Sie mir gewogen! – Bis zum nächsten Mal!
Und rufen Sie mich an, wenn Sie Geschichten erzählen wollen.